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Die Zinspolitik der EZB lässt die Wirtschaft kollabieren

Von Peter Haisenko 

Die aktuelle Inflation verläuft atypisch. Die EZB versucht, sie mit Methoden des 20. Jahrhunderts zu stoppen. Das kann nicht funktionieren, ruiniert aber die Wirtschaft.

Das westliche Finanzsystem befindet sich im Wachkoma. Seit der Lehman-Pleite 2008 werden die Märkte mit frischem Geld geflutet. Damit soll übertüncht werden, dass das System schon lange über seine Lebensdauer hinaus ist. Die Nullzinspolitik ließ die Immobilienpreise und die Aktienkurse in irrsinnige Höhen steigen. Diese Blase wird jetzt von der Zinspolitik der EZB zum Platzen gebracht.

Während der letzten Jahre hat man sich daran gewöhnt, nicht nur Hypothekenkredite für Zinssätze um oder unter einem Prozent zu erhalten. Da war es beinahe gleichgültig, welcher Preis für eine Immobilie aufgerufen wurde. Wenn die Zinslast kleiner als die Inflation ist, ist jeder Kredit ein gutes Geschäft. Kredite zahlen sich beinahe von selbst ab. Das gilt insbesondere jetzt, wenn die Inflation die Kreditzinsen um das Mehrfache übersteigt. Aber die Sache hat einen Haken. Auch oder besonders während der Niedrigzinszeit galt: Je kürzer die Vertragslaufdauer für Hypotheken, desto geringer der Zins. So haben sich zu viele Kreditnehmer auf Laufzeiten kleiner zehn oder fünf Jahre eingelassen. Alle diese Kredite stehen jetzt an zur Verlängerung. Die gibt es aber nicht mehr zu den vormals günstigen Konditionen.

Es wird viele Insolvenzen geben

Nicht nur Privatleute sehen sich mit Problemen konfrontiert, die den Erhalt der eigenen Immobilie schwierig bis unmöglich machen. Vonovia, der große Immobilienkonzern, hat den Weiterbau von 60.000 Wohnungen eingestellt. Sie können es einfach nicht mehr finanzieren. Dazu kommen die irrsinnigen Bauvorschriften, mehr als 20.000 an der Zahl, Habecks Heizungsgesetz und überbordende Bürokratie, die den Neubau verhindern. Aber betrachten wir zuerst die Privatleute. In München wurden Dreizimmerwohnungen für 500.000 € gehandelt. Wenn man eine derart überteuerte Wohnung gekauft hat, dann war das funktionsfähig. 20 Prozent Eigenkapital und 400.000 € Hypothek. Kein Problem, die fälligen Zinsen zu leisten, bei einem Zinssatz von einem Prozent. Da sind dann 4.000 € pro Jahr fällig oder eben etwa 350 € pro Monat. Bei den aktuellen Zinssätzen steigt diese Belastung aber auf das vier- bis fünffache. Da sind dann plötzlich bis zu 20.000 € pro Jahr fällig oder um die 1.500 € pro Monat. Die alte Rechnung fliegt auseinander.

So kann im Moment beobachtet werden, dass der Immobilienmarkt praktisch tot ist. Die Preise sinken, weil das Angebot die Nachfrage übersteigt. Das wiederum wird manchen zinsgebeutelten Privateigentümer in die Insolvenz treiben. Können die Zinszahlungen nicht mehr bedient werden, betreibt die Bank eine Versteigerung. Da sieht es zur Zeit so aus, dass der bei einer Versteigerung erreichbare Verkaufspreis oft nicht einmal die offene Kreditsumme abdecken kann. So steht der ehemalige Immobilienbesitzer nicht nur ohne Wohnung da, sondern bleibt auch noch auf einer Restforderung seiner Bank sitzen. Manch einer wird da Privatinsolvenz anmelden müssen. Die Immobilienpreise werden weiter sinken. Für Immobilieneigentümer, die ihre Kredite abgezahlt haben, stellt das kein Problem dar. Wer im abgezahlten Eigentum lebt, für den ist der imaginäre Marktwert seiner Immobilie nebensächlich.

Auf diese Inflation hat die EZB keinen Einfluss

Wie sich weltweit zeigt, kann die Zinspolitik der Zentralbanken die Inflation nicht stoppen. Das liegt daran, dass die aktuelle Inflation atypisch abgelaufen ist. Nach „klassichem“ Modell geht Inflation so: Es herrscht Mangel. Dann kommt mehr Geld unter die Leute, als Waren für die neue Geldmenge zur Verfügung stehen. Es gibt eine Nachfrage, die nicht befriedigt werden kann. Die Preise steigen. Unter diesen Voraussetzungen kann eine Verknappung der Geldmenge, also höhere Zinsen der Zentralbank, zum Erfolg führen. Bei der aktuellen Inflation ist es aber anders gelaufen. Es gab keinen Mangel und so kann eine erhöhte Nachfrage wegen zusätzlichen Gelds nicht die Ursache sein. Es war das Angebot, das wegen gestörter Lieferketten und drastisch gestiegener Energiepreise teurer werden musste. In allen Bereichen, auch bei der Dienstleistung, denn Dienstleister müssen ihre Einnahmen erhöhen, ihre Preise steigern, um die gestiegenen Preise bezahlen zu können.

So sollte jedem klar sein, dass es keiner Zentralbank möglich ist, mit Geldpolitik diese Inflation zu dämpfen. Sie ist gleichsam rückwärts abgelaufen. Im Gegenteil ist es so, dass eine Geldverknappung in einen Teufelskreis führen muss. Wie ich bei den Immobilien dargelegt habe, werden ehedem solvente Verbraucher und Unternehmer in den Ruin getrieben und fallen dann als Konsumenten für das immer noch üppige Angebot aus. Die Nachfrage geht zurück, aber das kann die Preise nicht beeinflussen, denn die sind bestimmt von widrigen Rahmenbedingungen. Wegen der reduzierten Nachfrage, die auch eine Folge der allgemeinen Inflation ist, gehen Geschäfte reihenweise pleite. Die fallen dann auch als Käufer aus und der Rattenschwanz an Folgen wird immer länger. Wie gesagt, ein Teufelskreis.

Die Marktwirtschaft ist ausgehebelt

Spätestens seit Mitte der 1990er Jahre funktioniert die Marktwirtschaft nicht mehr, ebenso wie das Finanzsystem. Es gibt Käuferkartelle, die ihre Marktmacht mit irrsinnigen Geldmengen aufgebaut haben. Mit Geld, das aus dem Nichts geschöpft worden ist. Staaten haben sich in einem Ausmaß verschuldet, das ausschließt, dass diese Schulden jemals beglichen werden können. Während der letzten Jahre war das kaum sichtbar, denn auch Staaten haben von den niedrigen Zinsen profitiert. Da rollt jetzt die nächste Welle auf uns zu. Neue Staatsanleihen müssen mit hohen Zinsen bedient werden. Das wiederum kann nur bedeuten, dass die Staaten noch mehr Steuern einziehen müssen, um diese Zinsen zu bedienen. Das ist der nächste Baustein für den Teufelskreis.

Über die letzten zehn oder mehr Jahre funktioniert die Weltwirtschaft nur noch, weil irrsinnige Mengen an billigem Geld ins System gepumpt worden sind. Diese Mengen sind abgekoppelt von der Wirtschaftsrealität und ermöglichen denen, die Zugriff haben, irrsinnige Profite einzufahren. So sehr dieses Auseinanderdriften der Vermögensverhältnisse abzulehnen ist, so hat es doch dazu beigetragen, dass die Wirtschaftswelt irgendwie funktioniert. Die Brosamen, die dem „Kleinen Mann“ von den Oligarchen zugestanden werden, haben ausgereicht, alles im Fluss zu halten. Jetzt aber, mit den Zinserhöhungen der Zentralbanken, gerät dieses Oligarchensystem ins Stocken. Betrachten wir dazu kurz den Aktienmarkt.

Niedrigzinsen und der Aktienmarkt

Weltweit stehen die Aktienkurse auf unsinnigen Höchstkursen. Warum? Ganz einfach: Wenn man Geld zu Zinsen nahe Null aufnehmen kann, wie es Banken konnten, gleichzeitig aber mit „Festgeld“ kein Gewinn zu machen ist, dann kauft man eben Aktien. Ganz gleich, wie hoch der Kurs ist. Die erwartete Dividende übersteigt die Kreditzinsen und so wird Gewinn gemacht aus Nichts. So erwarte ich, dass auch die Aktienkurse über Kurz oder Lang abstürzen werden, wegen der enorm gestiegenen Zentralbankzinsen. Macht nichts, könnte Otto Normalverbraucher sagen. So ist es aber nicht. Der nominale Wert von Aktien wird von Banken als Sicherheit akzeptiert. Fällt also dieser nominale Wert, auch ohne einen Bezug zur Realität, dann werden Besitzer von Aktienpaketen von den Banken in ihrer Bonität heruntergestuft. Das wiederum bedeutet, dass die Banken von diesen Kunden höhere Zinsen verlangen, wenn die Kreditlinie nicht ganz gekündigt wird. Auf den Irrsinn mit Kreditausfallversicherungen und deren Folgen muss ich nicht mehr hinweisen. Der nächste Baustein für den Teufelskreis ist gesetzt.

Es ist an der Zeit, eigentlich schon lange, dass das gesamte Wirtschafts- und Finanzsystem neu aufgesetzt wird. Sozusagen ein neuer Nullpunkt gesetzt wird. Bis es aber so weit ist, muss das alte System irgendwie am Laufen gehalten werden. Da sehe ich keine andere Möglichkeit, als weiterhin billiges Geld zur Verfügung zu stellen. Weitere Kredite für Firmen und Staaten haben keine Auswirkung mehr, denn früher oder später müssen die alle annulliert werden. Entweder aktiv oder durch eine galoppierende Inflation. So oder so, es wird turbulente Zeiten geben. Was aber die Zentralbanken mit der Zinspolitik machen, kann nur als destruktiv bezeichnet werden. Es führt unter anderem dazu, dass der Niedergang beschleunigt wird und zu unkontrollierbaren Verhältnissen führen muss.

Aber ist es vielleicht das, was von psychopathischen Führungspersonen, Oligarchen und Politikern, gewünscht ist? Sie werden nichts besitzen und sie werden glücklich sein, wurde schon als Motto ausgereicht. Da werden wir uns wohl an längst vergessenen Glücksgefühlen erfreuen können, wenn bei Kerzenlicht ohne Strom in einer kalten Wohnung der letzte Teller kalte Nudeln den ärgsten Hunger stillt. Dann wird es auch gelingen, gemeinsam ein Loblied auf die geniale Zinspolitik der Zentralbanken anzustimmen.

Fazit:

Die Zentralbanken können die Inflation nicht stoppen.
Wer die Inflation stoppen will, muss das Verhältnis zu Russland und China reparieren, eine freundschaftliche Zusammenarbeit wieder herstellen.

Ganz gleich, wann und wie die Neuaufstellung des Finanzsystems notwendig werden wird, muss die Frage gestellt werden: Wollen wir wieder mit demselben gescheiterten System starten? So dumm könnte man sein. Wir haben schon vor einigen Jahren ein alternatives Modell vorgestellt: „Die Humane Marktwirtschaft“. Sie ist das erste vollständig durchkonstruierte Systemmodell, das Nachhaltigkeit garantiert und eine neuerliche Machtergreifung des Kapitals zuverlässig verhindert. In diesem System gibt es auch keine Lohnsteuer mehr. Geht nicht? Kann gar nicht sein? Geht eben doch, aber überzeugen Sie sich selbst davon, indem Sie „Die Humane Marktwirtschaft“ lesen. Bestellen Sie Ihr Exemplar direkt beim Verlag hier oder erwerben Sie es in Ihrem Buchhandel. Ach ja, in diesem System gibt es keine Inflation. Sie ist unnötig, sogar unmöglich.

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